SC Willingen vs. FSV Dörnberg 2:1

SC Willingen
vs.
SG Korbach 1:2 (0:1)

   
  15.08.2007, Hoppecketalstadion, Landesliga Hessen Nord
3.Spieltag
 
 

 

ca. 460 Zuschauer


Auch in dieser noch jungen Saison der Landesliga Hessen, Gruppe Nord, die diesjährig zum letzten Male die 5. Liga darstellt und in der Zukunft durch die Einführung der 3. Profiliga nur noch 6. Liga sein wird, fand wieder das regional bekannte Waldecker Derby statt.

Die Heimelf aus Willingen geht nun bereits in seine 19 Landesligasaison, welche nur 91/92 und 95/96 durch ein jeweilig einjähriges Intermezzo in der Oberliga unterbrochen wurde.
War man jahrelang die unangefochtene Nr. 1 im Fussballkreis Waldeck, haben sich die Voraussetzungen doch erheblich geändert und so musste man in den letzten 3 Spielzeiten, den Kreisstädtern aus Korbach in der Tabelle stets den Vortritt lassen.
Dies liegt zum einen daran, dass der SC Willingen nicht zuletzt ein Skiclub ist und dort eben die Priorität nicht der Jagd nach dem runden Leder gilt, sondern dem überregional weitaus bedeutenderem Skisport. Nicht zuletzt durch das jährliche FIS - Weltcup-Skispringen, welches der SC Willingen seit Jahren ausrichtet, wird demonstriert, dass die Fussballabteilung mehr oder weniger auf eigenen Beinen stehen muss.

Zum anderen ist es auch den seit Jahren schwindenden Zuschauerzahlen zu verdanken, dass keine großen Sprünge mehr möglich sind. Spieler von auswärts zu finanzieren ist daher schon gar nicht möglich und die finanziellen Mittel sind äußerst begrenzt. Zogen früher Einheimische Spieler wie Vogel, Theiß, Wilke, Kesper oder Zenke die Zuschauer und das Interesse der Sponsoren an, so ist die wirtschaftliche Rezession auch an den Sponsoren, die zumeist der Erlebnisgastronomie angehören, nicht vorüber gegangen und man hat sich an des Vereines Stelle  in den letzten Jahren viel aus dem benachbarten Westfalen an Spielern bedient. Auch dies führte wegen fehlender Identifikation zum Zuschauerschwund.

So musste man in den letzten 5 Jahren die eigenen Ansprüche zurückschrauben und Klassenerhalt die allererste Priorität einräumen. Dieser wurde stets ungefährdet erreicht. In diesem Jahr erscheint dies allerdings mehr als fraglich, denn im Sommer wurde ein radikaler Schnitt gemacht.

 

Neben dem langjährigen Trainer Niglis, der als Institution galt, haben Spieler wie van dem Berge, Vogel, Theiß ihre Karriere beendet. Bedenkt man, dass diese Leute alle über 10 Jahre im Verein waren und zusammen über 1000 Landesligaspiele für den SC absolviert haben, dann kann sich jeder ausdenken, dass so etwas nicht zu kompensieren ist. Zumal noch etablierte Spieler wie Kaya, Rüther, Hennecke, Wolff, Vössing, Barth und Alipour entweder ihrem Trainer nach Brilon folgten oder woanders ihr Glück versuchen. Leider musste auch ich den Verein verlassen, der Beruf verlangt es eben. So musste man sich aus der eigenen Jugend behelfen und aus der eigenen Reserve, die Bezirksliga kickt, sowie auf Talente aus der Region setzen. Zudem einen neuen Trainer installieren, der diese Rasselbande, gespickt mit 2-3 Routiniers, in das Abenteuer Landesliga schickt.

Der Vorstand verpflichtete mit dem Marsberger Dirk Kinzel einen völlig, im Upland, unbekannten Mann. Dazu kamen nicht weniger als 10 neue Spieler, von denen keiner über 22 Jahre alt ist. Alle Experten befürchteten schon das Schlimmste für die Saison, wider Erwarten zeigte sich die Elf am 1. Spieltag gegen den Vfl Kassel als spielstark und diszipliniert und rang die Gäste mit 3:1 nieder. Die Rückkehr auf den Boden der Tatsachen kam am folgenden Spieltag, als man chancenlos beim Aufsteiger aus Baunatal mit 1:5 unterging. So war man beim heutigen Derby schon unter Druck und musste punkten, um nicht schon in niedere Tabellenregionen zu rutschen.

 

Die Gäste aus der Kreisstadt sind nun ebenfalls schon seit 7 Jahren in der Landesliga etabliert. Galten sie in den vergangenen Jahren stets als Geheimfavorit, hat sich diese Auffassung bei den Kontrahenten wieder gelegt. In den Vorjahren scheiterte man an der eigenen Unkonstanz und zeitweiligen Leistungsschwäche, sowie auch an gewissem personellen Aderlaß.

Die Korbacher haben in diesem Sommer ebenfalls einen radikalen Schnitt gemacht und dem bisherigen Trainer Uli Schwalenstöcker die Reserve in der Bezirksoberliga "zur Verfügung gestellt". Mit dem Eimelröder Erhard Kiel kam ein Trainer, der pikanterweise seit 30 Jahren beim SC Willingen im Verein ist und dort erfolgreich als Spieler und Trainer gearbeitet hat.

Mit seiner Truppe möchte er guten Tempofussball bieten und sich in der Landesliga etablieren um in den kommenden Jahren die Oberliga (dann nur noch 5-klassig) zu erklimmen. Dabei muss er den Weggang von nicht weniger als 10 Spielern verkraften. Die Neuzugänge sind bis auf Rückkehrer Chr. Osterhold (Hessen Kassel) und Markus Kisjuhas, fast ausnahmslos junge Leute aus der Region. Damit hofft man im Verein auch auf größere Identifikation in der Stadt.

Der Saisonstart war mit einem Sieg gegen Hessen Kassel II und einer Niederlage in Bad Soden ähnlich wie jener der Willinger. Somit ist eine Prognose fürs heutige Spiel sehr gewagt, wobei man klar sagen muss, dass die erfahreneren Spieler bei den Gästen auf dem Platz stehen.

Im Vorjahr konnten die Korbacher knapp durch einen Foulelfmeter mit 0:1 in Willingen gewinnen. In den Jahren davor gab es jeweils 4:0 und 4:1 Klatschen für die Gäste.

Am heutigen Mittwoch ist das wunderschöne Hoppecketalstadion für Landesligaverhältnisse vortrefflich gefüllt und 460 (zahlende) Zuschauer wollen diesem Ereignis beiwohnen.

Die Worte zum Stadion spare ich mir hierbei, da der Webmaster dieser schönen Seite selbst schonmal da war und schon einiges dazu geschrieben hat. Wer es nachlesen will, der kann das HIER tun.

Das Spiel beginnt verhalten. Beide Teams wollen sich keine Blöße geben. Dennoch wirkte die Heimelf insgesamt gehemmt und etwas ängstlich. Nach vorne gabes keine nennenswerten Aktionen und hinten strahlte man keine Sicherheit aus.

So auch in der 12. Minute, als ein Freistoß der Gäste schon abgewehrt schien aber schwach in die Mitte geklärt wurde. Der heranstürmende Maronn hatte keine Mühe von der Strafraumgrenze einzuschieben.

Die Willinger waren jetzt teilweise völlig von der rolle. Torhüter Bangert, eh schon Sprachrohr, flippte gleich mehrfach aus, ob der Leistung seiner Abwehr. Dabei schoß er selbst einen Riesenbock, als er nach ner knappen halben Stundeeinen Ball beim Herauslaufen nicht richtig klären konnte und Osterhold aus 30 m das leere Tor nicht traf. Eben jener Osterhold war neben Stürmer Mühlenbächer einer der Aktivposten im Korbacher Spiel. Er selbst scheiterte aber noch im Duell gegen den Willinger Hüter, der noch vor der Pause in höchster Not zur Ecke klären konnte.

Willingen schleppte sich in die Pause und war mit dem 0:1 noch gut bedient. Korbach tat nach der Führung zu wenig und nutzte die Verunsicherung der Heimelf nicht konsequent aus.

 

In Hälfte 2 ein völlig verändertes Bild. Trainer Kinzel schien die richtigen Worte gefunden zu haben. Die Willinger Youngster waren nun bissig und attackierten früh. Nach und nach erarbeiteten sie sich durch hohen kämpferischen und läuferischen Einsatz Feldvorteile gegen technisch überlegene, aber nun sich zurückziehende Korbacher. Anfängliche Chancen konnten durch Banner und Feistner noch nicht genutzt werden.
Ein Willinger Urgestein in Person von Kapitän Mertens konnte aber nach 72. Minuten den Ausgleich herstellen und den Ball zum umjubelten 1:1 ins Tor drücken, den der Korbacher Hüter nach einer Freistoßflanke von Trachte nicht festhalten konnte.

Die Korbacher waren durch diesen Ausgleich auch wieder präsenter und riskierten wieder mehr. Mittlerweile hatte sich ein richtig gutes, durchweg spannendes Spiel entwickelt, mit Chancen auf beiden Seiten und mit dem besseren Ende für die Korbacher. Nach feinem Zuspiel von Willecke auf Osterhold konnte der schnelle Stürmer seinen "Turbo" zünden, der ihn einst in die Regionalligamannschaft von Hessen Kassel brachte und mit einem satten Schuss ins lanke Eck in der 84. Minute die Führung für die Gäste herstellen, die gleichzeitig der Endstand war, nicht zuletzt, weil Banner mit seinem sehr schön anzusehendem Volleyschuss am Korbacher Hüter scheiterte.

Somit ging das Derby erneut an die Korbacher Gäste. Die Willinger können diese Scharte aber bald wieder auswetzen, denn bereits am 5. September steigt das vorgezogene Rückspiel auf der Hauer in Korbach.

 

S. Barth